Gefräßige Raupen
Im Frühjahr habe ich im Radio gehört, dass sich Experten große Sorge um Schmetterlinge machen. Laut den Zählungen der letzten Jahre soll die Population der Schmetterlinge um ca. 1/3 zurück gegangen sein. Deutschlandweit kann ich es durchaus glauben. Viele Flächen werden versiegelt, häufig weichen Naturgärten pflegeleichten Steingärten. Im Frühjahr hätte ich das durchaus auch für unseren Garten nachvollziehen können, obwohl wir viel Insektenfutter bieten. Es war kaum ein Schmetterling zu sehen. Allerdings war es ja auch lange Zeit kalt und nass. Im Sommer schließlich haben die Flattermänner wieder alles aufgeholt. Bei uns war bestimmt nicht weniger los als in den letzten Jahren, je nach Art sogar mehr. In unserem Garten konnte ich über die Jahre eine große Artenvielfalt feststellen und Euch diese in der Reihe ‘Was flattert denn da‘ vorstellen. Aktuell stelle ich auch fest, auch für nächstes Jahr müssen wir uns nicht wirklich Sorgen machen, denn zumindest Kohlweißlinge haben kräftig für Nachwuchs gesorgt. Da kommen wir auch schon zum “Problem”. Die gefräßigen Raupen vermiesen uns ein wenig unser Wintergemüse.
Raupenfraß am Gemüse
Unser Wirsing, Grünkohl, Rosenkohl und auch Kohlrabi ist dieses Jahr besonders stark befallen. Es gibt kaum ein Pflänzchen ohne Löcher. Die ganz frisch angezogenen Pflanzen haben sich die ersten Wochen wirklich schwer getan irgendwie vorwärts zu kommen.
Die Raupen fressen sich gerne von Außen nach Innen vor und hinterlassen große Fraßlöcher, bei den kleinen Pflanzen sogar nur noch Blattrispen. Am gefährlichsten für das Kohlgemüse ist dabei die zweite Kohlweißling-Generation von Juli-September.
Die Entwicklung der Raupen
Die großen Kohlweißlinge gibt es im Jahr in ca. drei Generationen, die kleinen sogar in vier. Die Erste Generation legt vom Mai bis Juni ca. 100 Eier und diese an den Unterseiten von Blättern der Futterpflanzen, wie eben Kohlgemüse. Auf dem folgenden Bild siehst Du die gelben Eier des Großen Kohlweißlings. Nur wenige Schmetterlingsarten legen ihre Eier in Gruppen ab wie die hier. Daher war ich ein wenig überrascht über die helle und die schwarze Eigruppe unterhalb des Blattes, die auch eher eine runde Form haben im Vergleich zu den Tröpfenformigen Kohlweißling-Eiern und tippe hier fast auf Eier der Gammeeule. Die Raupen ähneln den des kleinen Kohlweißlings und so könnte ich sie durchaus auch übersehen. Über einen Tipp zur Bestimmung würde ich mich freuen.
Aus den Eiern schlüpfen nach ca. 14 Tagen die winzigen Raupen, die bei den Großen Kohlweißlingen gelb-grün-schwarz gefleckt und einen runden schwarzen großen Kopf besitzen. Sie fressen sich in Gruppen durch die Blätter solange sie noch klein sind und verteilen sich dann eher mit der zunehmenden Größe. Als junge Raupen sind sie meist auf der Blattunterseite zu finden. Später wandern sie gerne zur Blattoberseite und da besonders gern zu den Blattrispen.
Die Raupen werden bis zu 4cm lang. Die Raupen des Großen Kohlweißlings sind durch ihre schwarz-gefleckte Färbung recht schnell zu erkennen. Die des Kleinen Kohlweißlings sind allerdings schwerer zu finden. In der Mitte zwischen den beiden anderen siehst Du sie im folgenden Bild – komplett grün bis auf einen kleinen gelben dünnen Streifen. Im Vergleich zu den des Großen Kohlweißlings sind sie auch als kleine Raupen eher allein anzutreffen.
In der Größe von ca. 2-3cm können sie schon einen deutlichen Schaden anrichten. Von den Blättern ist bald gar nichts mehr da.
Insbesondere auf dem Wirsing ist der kleine Kohlweißling nur sehr schwer zu finden, da die Farbe der Blätter und der Raupen nahezu gleich ist. Übrigens fressen sie sich auch gerne durch die Fetthennen bei mir und nicht nur durch das Kohlgemüse. Pro Pflanze sammle ich durchaus schon mal bis zu 30 Raupen an der Fetthenne ab.
So richtig schön, sind die Fotos ja nicht anzusehen. Dabei verpuppen sich die Raupen nach 3-4 Wochen und aus den Puppen schlüpfen dann diese schönen Schmetterlinge. Die letzte Generation der Schmetterlinge im Jahr überwintert verpuppt oder in milden Wintern auch als Raupe.
Raupenfutter als Lockmittel
Möchtest Du mehr Schmetterlinge im Garten, ist es wichtig zu wissen, wovon sie leben. Schmetteringsraupen ernähren sich meist anders als die späteren Schmetterlinge. Während Schmetterlinge meist auf Nektarpflanzen wie Blumen fliegen, brauchen Raupen häufig z.B. Brennnesseln oder eben Kohlpflanzen oder andere Kreuzblütengewächse wie hier bei den Kohlweißlingen. Für einen Schmetterlingsgarten brauchst Du also beides: Nektarpflanzen und Raupenfutter. Selbst wenn Du also keinen Gemüsegarten hast und eh nicht so auf Kohlgemüse stehst, schadet eine Kohl-Pflanze in einer Ecke des Staudenbeetes nicht und dann ist es ja auch nicht schade drum. Dazu empfehle ich noch Dill und Möhren für Schwalbenschwänze. Auch kleine wilde Ecken mit Brennnesseln sind nicht zu unterschätzen.
Schäden vermeiden
Raupen können schon einen ganz schön großen Schaden anrichten wie man auf den Bildern sieht. Tja, das ist jetzt die Frage…was ist mir lieber, ein gesundes Gemüse oder mehr Schmetterlinge?
Möchtest Du Schäden am Gemüse vermeiden können Kulturnetze helfen. Die dünnen Netze früh über die Pflanzen ausgelegt, können helfen eine Eiablage und damit auch Raupenfraß zu vermeiden. Bei meiner Schwiegermama haben allerdings die Kohlweißlinge trotzdem einen Weg hineingefunden.
Da hilft nur Eines: suchen und absammeln. Dass eine Pflanze befallen ist, siehst Du schnell an den Löchern. Bist Du Dir nicht sicher, ob sie von einer Raupe oder Schnecke kommen, kannst Du auch nach dem Raupenkot Ausschau halten. Entdeckst Du diese kleinen dunkelgrünen Kügelchen, kannst Du Dir sicher sein, dass es sich um Raupenschaden handelt.
Die Raupen dann nach Möglichkeit vorsichtig in ein Eimerchen absammeln und an einen Waldrand bringen, wo sie sich noch zu Schmetterlingen entwickeln könnten. Ich opfere dann meist die äußeren stärker befallenen Blätter und gebe sie als Futter in den Eimer gleich mit dazu.
Mit einem paar der Raupen kannst Du auch eine Raupenbeobachtung mit den Kindern starten. Beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland findest Du eine tolle Anleitung für den Bau der Beobachtungsstation. Hier können die Kinder dann die Raupen füttern und hautnah beobachten wie sie wachsen, sich verpuppen, zu Schmetterlingen werden und sie dann frei lassen.
Eine weitere Möglichkeit gleich von vorn herein größeren Schaden abzuwenden können stark riechende Kräuter wie Knoblauch und Basilikum sein. Der Geruch kann die Schmetterlinge vertreiben bzw. von der Eiablage abhalten. Eine gute Vielfalt im Garten ist daher meist der beste Schutz.