Hochbeete

Engerlinge im Hochbeet

Engerlinge im Hochbeet: Wer das liest bekommt gleich einen Schock, oder? Engerlinge! Im schönen Gemüse! Aber ist das wirklich so? Muss man sich Sorgen machen? Darüber spreche ich heute. Für den ein oder anderen wird das Ergebnis überraschend sein.

Was sind Engerlinge?

Engerlinge nennt man Larven von Käfern der Überfamilie Scarabaeoidea (Blatthornkäfer) wie Mai- oder Junikäfern, Rosenkäfern oder z.B. Nashornkäfern. Dies sind zumindest die vier bekanntesten bei uns in Land. Alle Larven sind eher weißlich bis grau mit einem dunklen “Hintern” und einem orange-braunen Kopf. Mit drei Beinpaaren vorne graben sie sich durch die Erde. Die Bezeichnung Engerling kommt aus dem Alt-Deutschen und bedeutet “kleiner Wurm” oder “Made”.

Engerling des Rosenkäfers

Ein Käfer legen 10-100 Eier in die Erde ab. Engerlinge schlüpfen nach vier bis sechse Wochen aus dem Ei und leben je nach Art zwei bis vier Jahre in der Erde. Dann zieht sich der Engerling tief in die Erde zurück, verpuppt sich dort und schlüpft. Gräbt sich jedoch erst im Folgejahr aus und fliegt davon.

Mai- und Junikäfer-Larven sind eher schmal und vorne wie hinten gleich dick. Am Kopf haben sie sehr lange, kräftige Beine mit deutlich ausgebildeten „Knicken“. Sie werden bis zu 7cm lang. Rosenkäfer-Larven (siehe oberes Foto) sind hinten etwas dicker als vorn und haben kürzere Beinchen. Die Larven des Nashornkäfers sind mit die Größten mit bis zu 10cm. Optisch kann es schwer sein, die verschiedenen Arten der Engerlinge auseinander zu halten. Die drei bekanntesten Arten der Engerlinge lassen sich allerdings durch ihre unterschiedlichen Fortbewegungsweisen auseinanderhalten: Engerlinge des Maikäfers bewegen sich in Seitenlage schlängelnd fort. Die des Junikäfers führen Kriechbewegungen in Bauchlage aus und die des Rosenkäfers bewegen sich in Rückenlage fort.

Warum ist es jedoch wichtig sie auseinander zu halten?

Schädlinge oder Nützlinge?

Tja. Das ist jetzt die Frage. Die Theorie geht vom Folgenden aus: Engerlinge der Mai- und Junikäfer sind Schädlinge. Als junge Larven ernähren sie sich von Humus, später von Gras- und Krautwurzeln dann sogar durchaus von Baumwurzeln. In Massen können sie auch ganze Felder kahl fressen. Bei uns gibt es Gegenden wo es enorme Schäden an ganzen Feldern gibt und das Amt für Landwirtschaft vergibt sogar Jobs wie “Engerling-Zähler”. Da die Larven sich von lebendem Material ernähren, sind sie quasi nie im Kompost zu finden.

Rosenkäfer im Hochbeet

Die Larven, also die Engerlinge der Nashornkäfer oder der Rosenkäfer, wie hier oben im Bild, werden als Nützlinge betrachtet. Ihre Hauptnahrung sind alte Holz- und Pflanzenfasern. Daher findet man sie meist im Kompost, wo sie helfen grobes, totes Material zu verarbeiten. Sie sind durch die damit beschleunigte Zersetzung sehr nützlich im Kompost. Während ihrer Verdauung bildet sich sogenannter Dauerhumus. Häufig erkennt man in Töpfen oder in Beeten schon an der dunklen, krümligen Erde, dass viele Engerlinge unterwegs sind, wer genau drauf achtet. Die im Humus vorkommenden Nährstoffe werden langsam und mäßig an die Pflanzen abgegeben.

Es darf also nicht wundern, wenn man diese Larven auch in den Hochbeeten findet, wo in den unteren Schichten diverse Sorten von alten Pflanzenresten zu finden sind.

Da es immer mehr “aufgeräumte” Gärten und immer weniger Totholz-Ecken gibt, gelten die Käfer bzw. die Larven darüber hinaus gemäß Bundesartenschutzverordnung als  „besonders geschützte“ Arten. Sie dürfen z.B. nicht gefangen, verletzt oder getötet werden.

Therorie vs. Praxis

Bis zum letzten Jahr habe ich auch geglaubt, dass die Larven der Rosenkäfer reine Nützlinge sind. Ich hatte hier und da welche im Hochbeet gefunden, aber keinen Schaden erkannt. Nur meine Nachbarn schimpften laufend über die Engerlinge in ihren Blumen- und Gemüsetöpfen, die ganze Pflanzenwurzeln kahl fressen. Die Pflanzen lassen sich einfach so von der Erde heben.

Dieses Jahr sah meine erste Aussaat von Gemüse in den Hochbeeten schon recht erfolgreich aus, bis ich merkte, dass hier und da etwas verschwindet. Erst als schon recht große Radieschenblätter flau am Boden lagen, habe ich erkannt warum. Engerlinge! Ich grub ein wenig um die Radieschen herum und tatsächlich:

Engerlinge im Hochbeet

Gleich mehrere dicke Larven konnte ich innerhalb von wenigen Sekunden herausheben. Das hat mich dann doch ziemlich erschreckt. Gleich so viele Engerlinge auf einer nur so kleinen Fläche? Zuerst glaubte ich, es müssen ja die Maikäfer-Larven sein, weil die guten Rosenkäfer doch keine lebenden Pflanzen essen und die Radieschen ja eindeutig angeknabbert sind.

Engerlinge im Hochbeet

Doch ein näheres Hinschauen hat bestätigt, dass es sich hier tatsächlich um die “guten” Larven des Rosenkäfers handelt: hinten eher dick, Bewegung in Rückenlage.

Engerlinge im Hochbeet

Ich habe die zwei Hochbeete, die am meisten befallen waren komplett neu bepflanzt. Vorhandene Pflanzen vorsichtig gerettet, soweit es ging. Die Erde auf 40cm tiefe ausgegraben und mit den Händen durchgesiebt. Hin und wieder finden sich immer noch welche, aber 95% sind raus. Hunderte, wenn nicht ca. 200 habe ich umgesiedelt, wo sie “nützlicher” sind. In Zukunft werde ich vor der Gemüse-Saison alle Beete so durchgehen.

Engerlinge im Hochbeet

Feststellen konnte ich bisher, dass die Larven Vorlieben haben und nicht jedes Gemüse so anfallen. Besonders gern mögen sie Radieschen, Kohlrabi, Rote Beete und auch hier und da Wurzen von Kohlgemüse. Hier auf frischer Tat ertappt:

Engerlinge im Hochbeet

Es kann mir nun wirklich keiner mehr erzählen, dass Rosenkäfer-Larven NUR die ganz Guten sind. Jedem schicke ich dann diese Bilder und man mag mir dann meist immer noch nicht glauben 😉

Aber wie kann das sein? Mein Theorie ist die Folgende: 1. habe dieses Jahr ein Beet komplett ausgegraben und neu aufgesetzt. Dazu hatte ich Erde von diesem Beet auf die anderen Hochbeete verteilt, ggf. damit auch Engerlinge aus den tieferen Schichten. 2. der viele Regen dieses Jahr treibt sie ggf. nach oben, wo sie das Gemüse halt als einzige Nahrung finden. 3. In meinen flachen Hochbeeten (40-50cm) findet sich unten nur eine kleine Schicht mit totem Material. Bei der Masse an Engerlingen war vielleicht einfach zu wenig Futter für sie da und sie fielen über das Gemüse her. So ist es sicherlich auch in den Blumen- und Gemüsetöpfen in der Nachbarschaft. Da findet sich halt nur Erde und Wurzel. Wenn nun aber der Käfer dort die Eier legt, dann darf es nicht wundern, wenn es Schäden gibt und die gibt es.

Engerlinge vorbeugen oder bekämpfen

Was kann man also tun? Da die Engerlinge der Rosen- und Nashornkäfer unter Naturschutz stehen, darf man sie nicht wirklich bekämpfen. Ggf. vor dem Pflanzen im Frühjahr vorsichtig absammeln und in den Kompost setzen. Vor allem nach einem starken Regenfall zeigen sich die Engerlinge gerne weiter oben am Boden und sind damit leichter zu finden.

Mai und Juni Käfer fliegen gerne in der Dämmerung und tummeln sich gerne um Lichtquellen, daher ist es gut in der Flugzeit auf Beleuchtung im Garten zu verzichten und Insektenschutznetze über die Hochbeete auszulegen. Das Letztere hilft dann auch gegen die andern Käferarten. Auch der Einsatz von Nematoden kann helfen, sowie natürlich die Förderung von natürlichen Feinden wie Vögeln, Igeln, Spitzmäusen, und Maulwürfen…soweit man die Letzteren im Garten mag 😉

Quellen: Wiki, Mein schöner Garten, BR

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