Der ewige Kampf um die Kirschen
Ich mag Vögel, wirklich. Ich habe sie den ganzen Winter über gefüttert. Sie zu beobachten hat mich entspannt. Habe mir die schönsten Futtersstellen überlegt. Ich finde sich schön. Ich mag Vögel…eigentlich…aber was genug ist, ist genug. Es gibt da so zwei bis drei Arten, die uns um diese Zeit jedes Jahr das Herz brechen. Wir haben große Kirschbäume und jedes Jahr ist es ein Kampf um die Kirschen, den wir meistens verlieren.
Die rote Pracht
In unserem Obstgarten steht ein großer Frühkirsch-Baum, deren Kirschen genau jetzt reif wären. Dazu noch zwei große Spätkirschen für die Ernte im Juli. Direkt neben an bei meiner Schwägerin gibt es auch von jeder Sorte einen Baum. Dazu haben wir noch einen neuen für die Juli-Ernte gepflanzt.
Der Frühkirschbaum ist an manchen Stellen etwas dürr geworden und mein Mann ist dieses Jahr in den Baum geklettert und hat ihn zugeschnitten. Die Kirschen, wenn sie reif sind, sind groß dunkel und schon früh super süß. Eine tolle Kirsche zum Naschen und Verwerten.
Dieses Jahr war der Baum so richtig prall gefüllt, aber bis vor ein oder zwei Wochen eben noch nicht ganz reif.
Der Kampf um die Kirschen
Dann kamen sie…die Vögel. Irgendwann hört man das grässliche Gegackere, dass man deutlich von den schönen Singvögeln unterscheiden kann. Erst kommen so 20-30 und naschen hier und da am Baum – die Starre. Man könnte fast meinen, wie er hier im Baum sitzt, lacht er mich aus.
So oft wir draußen sind oder wir sie von drinnen hören, rennen wir raus, klatschen laut, rufen, verscheuchen, scheppern mit metallischen Gegenständen, um sie zu verjagen. Dann fliegen die schwarzen Wolken davon. Mit etwas Glück bleiben sie eine Weile fort, meistens drehen sie eine gemütliche kleine Runde ums Feld oder ums Haus und setzen sich gleich wieder unverschämt in den Baum. Da kennen sie nichts. Sogar Ringeltauben habe ich dieses Jahr im Baum entdeckt. Normalerweise freue ich mich ja über neue Vögel im Garten, aber so nicht!
Am Anfang helfen dann noch unsere Aktionen. Ein paar Tage geht es gut. Mein Mann hat einen Anorak auf eine Leiter gelegt und diese in den Baum gestellt. Aber das hält sie nicht ab. Vor zwei oder drei Jahren hätte er es mit Netzten versucht, aber diese Netze, die es zu kaufen gibt, sind ein Witz. Sie sind grad mal so groß wie ein Ast. Die Bäume sind schließlich an die 10m hoch. Dazu sind die Netze leider die reinsten Vogelfänger, nur trifft es die Falschen. Bisher hat also nicht wirklich irgendwas dauerhaft geholfen. Irgendwann kommen nicht nur die 20-30, sondern Hunderte und fressen den Baum innerhalb von wenigen Stunden von oben nach unten radikal leer. Normal dachte ich, das wären immer nur die Starre, aber dieser Vogel hier, der uns den Rest gegeben hat, sieht anders aus. Eine Amsel? Eine Drossel? Wer kann mir hier helfen?
Wenn wir dieses Massen früh morgens sehen und hören, wissen wir, wir haben verloren. Das folgende Bild zeigt nur einen kleinen Ausschnitt der Vogelmassen. Immerhin haben sie den Boden dann auch noch komplett aufgeräumt. Man liest so viele Ideen zur Vertreibung: Bänder, CDs, Radios, sogar geräucherte Fische…aber meist heißt es dann, es hilft alles doch nichts, man muss halt teilen. Hey!!! Wir würden teilen! Sie könnten problemlos die obere Baumhälfte haben, aber teilen heißt auch, dass zwei Seiten was abkriegen! Nicht, dass der ganze Baum leer gefressen wird!
Super traurig, haben wir uns von den Frühkirschen verabschiedet und uns mit den Spätkirschen abgefunden, wenn sie auch nicht ganz so groß, fleischig und lecker sind. Was ist? Während sie noch größtenteils grün am Baum hängen, fallen die Vögel jetzt schon über sie her. Ich glaube, dass im Dorf kaum noch ein Kirschbaum steht. Die meisten haben ihre schon gefällt. Warum sollen sie sich auch jedes Jahr das Herz brechen lassen?
Kurze Naschzeit
Wir hatten also nicht lang etwas von unseren Frühkirschen und haben immer noch ein wenig Hoffnung für die restlichen Bäume. Die paar wenigen Kirschen, die am ersten Baum reif oder fast reif waren, haben wir draußen mit den Kindern genascht. Beide Kinder waren ganz vernarrt in sie.
Einmal sind wir noch kurz vor dem Vogelsturm in den Baum geklettert und haben ca. 2,5kg halbwegs dunkle Kirschen geerntet. Reif wären sie noch so viel besser gewesen. Es ist unglaublich. Die Vögel störte es noch nicht einmal, als ich im Baum war. Ganz unverschämt und sogar lautlos belagerten sie gleichzeitig mit mir den Baum und ich habe es erst gemerkt, als immer wieder mal etwas auf meinen Kopf fiel.
Es ist schon so, dass wir kaum Kirschen im Geschäft kaufen mögen, obwohl wir sie so gern essen. Der Ärger über die Vögel sitzt zu tief.
Die Kirschmarmelade
Naja, die paar geernteten Kirschen haben wir dann zum Naschen zu meiner Schwiegermama gebracht und den Rest entkernt und zu Marmelade verarbeitet.
Das Kochen der Marmelade habe ich von meiner Schwiegermama gelernt und ich bin unheimlich froh drum. Seitdem kommt keine andere Marmelade ins Haus.
Was Du brauchst?
- 500g Kirschen entkernt (das sind ca. 700g frische Kirschen mit Kern)
- 500g Gelierzucker 1:1
- ca. 10g Zitronensäure
Als erstes werden die Kirschen entkernt und ich bin hier sehr froh um einen Entkerner. Die Kirschen und sogar der gesiebten Saft aus den Entkerner-Behälter werden abgewogen und die gleiche Menge an Gelierzucker 1:1 hinzugefügt.
Wir mögen in unseren Marmeladen gerne ganze Stücke. Daher werden die Kirschen mit dem Saft in einen Topf getan und etwa zu 3/4 püriert. Immer wieder drauf achten, ob nicht doch noch ein Kern durchgerutscht ist und diesen dann noch rausfischen. Zu der Kirschmasse kommt dann der Gelierzucker. Dann wird alles gut durchgerührt und über Nacht mit geschlossenem Deckel stehen gelassen. Am nächsten Tag könnte man ggf. noch Kerne oder Kernstücke, die oben schwimmen gut sehen und herausnehmen. Die Masse nun noch mit Zitronensäure abschmecken.
Nun werden Gläser & Deckel ausgekocht und schon Mal bereit gestellt. In vielen Rezepten in Büchern oder Online wird empfohlen die Marmelade 4 Minuten zu kochen. Bei mir würde die Marmelade so viel zu fest werden. Es reichen bei meinem Ofen nur 1,5 bis 2 Minuten. Währenddessen schöpfe ich den entstehenden Schaum ab und mache eine Gelierprobe.
Dann wird die Marmelade heiß in die Gläser abgefüllt, fest verschlossen und für ca. 5 Minuten auf den Kopf gestellt. Alle Früchte, die wir nicht zeitnah verarbeiten können, frieren wir übrigens entkernt ein.
Ich persönlich mag Marmelade aus fast allen Früchten: Zwetschge, Pfirsich, Holunder, Holunderblüten… aber da Kirschen so selten sind, trotz der vielen Bäume, ist diese hier natürlich bei allen besonders bliebt. Um sie mal ein wenig abzuwandeln habe ich beim Kochen eine aufgeschnittene Vanille-Schote in den Topf mit rein getan und vor dem Abfüllen wir heraus gefiltert. Kirsch-Vanille? Sehr lecker. Meine Männer mögen so und so am liebsten rote Marmelade.
Ein Kommentar
nina. aka wippsteerts
Oh ja, von früher kenn ich das noch, der Kampf ist heftig. Wir Kinder hatten oft die Aufgabe, sie zu verscheuchen und wir saßen oft stundenlang im Baum. (was teils auch ein Lieblingsplatz von mir war)
Der gesuchte Vogel ist übrigens ein junger Star.
Süsskirschen wurden bei uns nach dem Entsteinen fast immer in Gläser eingemacht.
Habt noch gute Ernten!
Liebe Grüße
Nina