Zauneidechsen im Garten
Ich möchte Euch ein paar ganz besondere tierische Einwohner unseres Gartens zeigen – die Zauneidechsen – das Reptil des Jahres 2021. Zauneidechsen heißen nicht so, weil sie unter Zäunen leben (wir haben z.B. keinen), sondern weil sie gerne Grenz- und Übergangsbereiche lieben wie z.B. Hecken, Böschungen, Mauern oder den Waldrand. Da wir am Wald leben, haben wir das Glück ein paar dieser Echsen bei uns im Garten finden zu können.
Merkmale der Zauneidechsen
Die kleinen Echse werden zwischen 12 und 24cm groß, wenn man den Schwanz mit berechnet. Es gibt bis zu 20 Unterarten der Zauneidechsen. So tief kenne ich mich leider nicht aus und spreche daher einfach über die in unserem Garten. Diese Echsen haben einen kräftigen Körper und kurze Beine. Mauer- und Waldeidechsen sind hingegen schlanker. Der Kopf ist recht bereit, bei den Männchen mehr als bei den Weibchen. Dafür haben die Weibchen einen längeren Rumpf. Der Rumpf im Allgemeinen ist ca. 10cm lang.
Die Grundfarbe der Echsen ist braun, wobei die Männchen sich zur Paarungszeit grün verfärben. Bis zur Verfärbung sind die Männchen häufig ganz braun und können leicht mit Weibchen verwechselt werden. Die Musterung der Zauneidechsen ist höchst variationsreich. Recht charakteristisch sind zwei lange sandfarbene Streifen auf der Oberseite. Während sich die Grundfarbe durch Häutung etc. teilweise schnell verändern kann, bleiben die weißen Linien und Punkte konstant und können der individuellen Wiedererkennung der Tiere dienen. Die weißen Punkte sind dabei häufig von dunklen Flecken umrandet.
Schön markant ist bei der folgenden Echse die weiße durchbrochene Linie auf der Oberseite. Das Muster ähnelt schon fast einer Straße.
Hier im Gegenzug nochmal das grüne Männchen. Auch dieses hier hat auf dem Rücken eine Straße, wie ich sie nenne. Die Flanken sind knall-grün. Da die weißen Markierungen konstant sind, schließe ich daraus, dass diese beiden Echsen nicht die gleichen sind wie das Pärchen weiter oben.
Die Unterseite der Männchen ist ebenfalls grünlich, mit schwarzen Flecken oder Punkten. Die der Weibchen ist gelblich bis beige und nicht immer gefleckt. Normal bekommt man die Unterseite selten zu Gesicht, nur wenn sie ihren Kopf irgendwo hoch strecken, ist sie sichtbar. Alles in allem sind vor allem die Weibchen mit ihren braunen Färbung und Musterung perfekt getarnt, fallen am Stein oder einer kargen erdigen Stelle kaum auf.
Aber auch die grüne Farbe der Männchen kann unter grünem Gehölz eine Tarnung bieten. Sie können sich sogar Pflanzen hoch bewegen. Nur ein einziges Mal konnte ich das bisher beobachten. Sonst sind sie eher auf der Erde unterwegs.
Das Echsen-Jahr
Die Echsen-Saison startet in etwa im März. Die Männchen tauchen dabei als erstes aus der Überwinterung auf und da zunächst die jüngeren. Darauf folgen die Weibchen. Schon bald machen sich die Männchen auf Partnersuche. Im späten Mai bis Juni findet die Paarungszeit statt. Das Weibchen legt ab Juni bis in den August 4-15 Eier in selbst gegrabene Erdlöcher oder unter Steinen.
Rund zwei Monate brauchen die jungen Echsen, um zu Schlüpfen, wenn die Temperaturen passen. Sie können dann gleich auf die Jagd. Wobei sie sich selbst sogar vor ihren eigenen Eltern in Acht nehmen müssen, um nicht gefressen zu werden. Die Jungen sind grad mal 5-6cm groß.
Im August/ September startet die Überwinterung, bei den Männchen früher als bei den Weibchen. Überwintern tun sie in ihren Höhlen oder dies kann auch oberirdisch sein. Es heißt nämlich, dass Zauneidechsen ein zeitweises Erfrieren ihres Körpers überstehen können. Echsen werden bis zu 10 Jahre alt.
Da wir nun schon laufend von Weibchen und Männchen reden…
Paarungsverhalten
Die Echsen sind nach etwa zwei Jahren paarungsreif. Wenn sich das Männchen zur Paarungszeit grün ändert, dann will es wahrscheinlich besonders herausstechen. Zum Farbwechsel wirf es einfach die alte Haut ab. Durchaus kämpft es mit anderen männlichen Echsen um die Gunst der Dame. Auch die Weibchen häuten sich übrigens, verändern dabei jedoch die Farbe nicht groß. Das Männchen zeigt Interesse, in dem es sich den Schwanz des Weibchens schnappt. Hat das Weibchen keine Lust auf die männlichen Avancen, beißt es das Männchen und hält es damit auf Abstand. Wehrt das Weibchen nicht ab, wickelt sich das Männchen schon fast um sie und es kommt zum 3-5 minutigen Akt. Durchaus auch öfter hintereinander. Das kann man auch schon mal im Garten beobachten, wenn man Glück hat.
Lebensräume der Zauneidechsen
Zauneidechsen leben also in Grenz- und Übergangsbereichen. Was genau mögen sie? Zauneidechsen lieben es trocken und sonnig, brauchen hier und da jedoch Schatten und etwas, das sie kühlt. Diese Echsen sind sehr ortstreu. Sie bewegen sich kaum weiter als 30m, eher sogar nur 10-20m. Um dauerhaft an einem Ort leben zu können, brauchen sie Verstecke vor Fressfeinden und zum Schutz vor der Hitze. Das können Holzhaufen, Reisig, Sand, Steine oder Schutt sein. Daher sind Wildgärten von Vorteil. Sie lieben aber auch sonnenexponierte, kahle oder karge Flächen- Sandbeete mit Steinhaufen könnten also hilfreich sein, um welche bei sich einzusiedeln. Gerne nutzen sie auch Gänge und Höhlen von Mäusen für ihre Verstecke. Finde ich solche “Risse” im Boden wie auf dem nächsten Foto, kann ich schon davon ausgehen, dass die Zauneidechsen drin leben.
Ansonsten finden sie sich bei uns gerne in der Nähe von Natursteinmauern, bei denen sie sich in den Ritzen verstecken oder wo sie sich in der Sonne in die Wärme legen können. Bereiche, die dem Thymian und Gamander passen, gefallen auch diesen Reptilien. Wenn ich also speziell auf der Suche nach ihnen bin, schaue ich zuerst dort. Das sind meist meine trockenen, steilen und eher lückigen Beete.
Fressen und gefressen werden
Zauneidechsen ernähren sich von Käfern, Faltern, Spinnen, Würmern und auch schon mal von Ameisen oder Schnecken. Mein Nachbarin schwört darauf, dass die Echsen in ihren Frühbeeten das junge Gemüse vernaschen. Normal sind sie jedoch nicht als Pflanzenfresser bekannt. Selbst müssen sie sich vor Greifvögeln, Raben, Igel oder Schlangen in Acht nehmen. Wird die Echse angegriffen, wirft sie ihren Schwanz ab. Dieser wächst mit der Zeit nach, aber nicht mehr so groß wie zu Beginn.
Obwohl sie recht anspruchslos und anpassungsfähig sind, sind die Zauneidechsen in einigen Bundesländern gefährdet und stehen daher auf der Roten Liste. Sie sind inzwischen in Europa geschützt und niemand darf ihren Lebensraum mutwillig zerstören. Sollten Baumaßnahmen in die Quere kommen, müssen sie umgesiedelt werden. So sollen die seltenen Tiere vor aussterben bewahrt werden.
Habt Ihr auch solche Echsen im Garten?